Und immer wieder gelbe Westen

Nach einer ruhigen Nacht in idyllischer Umgebung auf dem Weingut fuhren wir am nächsten Tag weiter. Wir hatten eine ca. 350 km lange Etappe vor uns und planten deshalb, wieder die Autobahn zu nehmen. Die Entscheidung war richtig, wir kamen zügig voran, gelbe Westen sahen wir nur als solidarische Dekorationsobjekte auf den Sitzen vorbeifahrender Autos. Die Anzeigetafeln über der Autobahn meldeten mehrfach Fußgänger an bestimmten Ausfahrten, wir konnten dieses zunächst nicht einordnen. Dann kam unsere Ausfahrt, auch hier wieder die Warnung. Vor der Mautstation sahen wir sie wieder: Unzählige Menschen mit gelber Weste, die die Ausfahrt blockierten. Uns nahmen sie freundlich in Empfang, geleiteten uns zur von ihnen besetzten Mautstation und verlangten, dass wir unsere Zahlkarte wegwerfen. Wir erbrachten diese Solidaritätsleistung sehr gern, sparten ca. 40€ und verließen laut hupend unter Beifall der gelben Westen die Autobahn. Für uns waren diese Situationen absolut unkritisch, wir wissen aber nicht, wie es den Fahrern der LKW geht. Sie sind das eigentliche Ziel der Aktionen, die französische Wirtschaft soll leiden, die angekündigten Steuererhöhungen, insbesondere für Diesel, sollen zurückgenommen werden. Nicht nur Autobahnen werden blockiert, wir haben die gelben Westen auch vor Kreisverkehren auf den Nationalstraßen gesehen. Die von uns beobachteten Proteste verliefen alle friedlich, die Polizei war zwar stets mit einem großen Aufgebot präsent, verhielt sich aber sehr defensiv. Langsam sind wohl auch Auswirkungen auf die Versorgungslage spürbar, wir haben heute den ersten Supermarkt mit zum Teil leeren Regalen gesehen, ein Schild wies auf Lieferengpässe wegen des Streiks hin. 

Blick auf den Étang de Thau, im Hintergrund Sète

 

Wir erreichten schließlich unser Etappenziel, eine Austernzucht in Mèze in der Camargue. In dem kleinen Örtchen gab es zahlreiche Verkaufsstände für Meeresfrüchte. Wir nutzten dies, um uns für das Abendessen einzudecken. Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns am nächsten Morgen, wiederum eingedeckt mit frischen Austern, auf den Weg, kauften nahe der Grenze in Perpignan noch unverzichtbare französische Produkte ein und erreichten schließlich Spanien. 

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